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24.05.2016

Ein Haus mit einer großer Familie

Krankenschwester Petra Classen und ihre Helferin Samah Mustapha messen Mohammad Fatana aus Zentralafrika in der Krankenstation den Blutdruck.
Krankenschwester Petra Classen und ihre Helferin Samah Mustapha messen Mohammad Fatana aus Zentralafrika in der Krankenstation den Blutdruck.
Knapp 100 Flüchtlinge aus zehn Nationalitäten sind zurzeit in der Jägerkaserne untergebracht, darunter auch Ehepaare und Familien. Bürgermeisterin Angelika Birk besuchte die Unterkunft im Rahmen eines Pressetermins, um sich vor Ort ein Bild von der Situation der Geflüchteten zu verschaffen.

Einige Bewohner nutzten den Besuch der Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Angelika Birk, um die für sie wichtigste Frage zu stellen: Wann ist mein Anhörungstermin im Asylverfahren und wieso dauert das so lange? Birk musste daraufhin immer wieder erklären, dass ausgerechnet dies nicht in den Zuständigkeitsbereich der Stadt fällt, sondern in den des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Caritas-Mitarbeiterin Justyna Gattner, die die Unterkunft im Auftrag der Stadt leitet, konnte immerhin berichten, dass mittlerweile täglich Post vom BAMF komme – für Syrer. Afghanen müssten hingegen sehr lange warten.

Die konkrete Lebenssituation in der Jägerkaserne wurde von den Bewohnern hingegen als zufriedenstellend betrachtet: „Hier ist alles gut!“, antworteten sie auf entsprechende Fragen der Sozialdezernentin. Auch untereinander gebe es keine Probleme, wie einer beteuert: „Wir sind hier eine große Familie.“ Justyna Gattner berichtete, dass es auch im Umfeld der Jägerkaserne mit den Nachbarn keine Konflikte gebe. Im Gegenteil engagierten sich einige Anwohner, zum Beispiel bei der Kinderbetreuung, wofür sie sehr dankbar sei.

In der Jägerkaserne leben derzeit knapp 100 Flüchtlinge, die meisten aus Syrien und Afghanistan. Da zurzeit wöchentlich nur zehn bis 15 neue Asylbewerber nach Trier kommen, nutzt die Stadt die Zeit, das ehemalige Kasernengebäude für den laufenden Betrieb zu optimieren. So werden unter anderem weitere Bäder und Gemeinschaftsküchen eingebaut und das WLAN verbessert. Auch der zweite Block der Jägerkaserne wird renoviert und soll im Juli bezugsfertig sein. Auf diese Weise ist die Stadt vorbereitet, sollten die Flüchtlingszahlen wieder steigen.

Die soziale Betreuung und weitere Angebote in der Jägerkaserne werden von der Stadt zusammen mit verschiedenen Trägern organisiert. Das Deutsche Rote Kreuz bietet in der Jägerkaserne eine Kinderbetreuung an. Der Bürgerservice stellt die Hauswarte und ist mit dem Projekt Beschäftigungspilot vor Ort. Dort werden die beruflichen Kompetenzen der Flüchtlinge aufgenommen und der Arbeitsagentur weitergeleitet. Zudem werden die Flüchtlinge zum deutschen Arbeitsmarkt beraten. Der BSB, eine Tochter des Bürgerservice, bietet Deutschkurse an. Der Caritasverband Trier ist für die soziale Betreuung zuständig und betreibt zudem eine Kleiderkammer, die allen Flüchtlingen offensteht, die bereits der Kommune zugewiesen wurden, aber auch anderen Bedürftigen. Sie ist montags bis donnerstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet.

Das Deutsche Rote Kreuz unterhält eine Krankenstation, in der Krankenschwester Petra Classen gemeinsam mit ihrer arabisch sprechenden Helferin Samah Mustapha arbeitet. Classen berichtet, dass viele Patienten mit Schlafstörungen und Magenbeschwerden kämen, die auf traumatische Erfahrungen zurückzuführen sind. Durch Gespräche könne sie hier teilweise bereits helfen, schwierige Fälle verweise sie an eine Einrichtung für Traumatherapie. Durch ihre Arbeit entlaste sie auch die Hausärzte. Auf der Grundlage ihrer Untersuchungen lege sie Behandlungsmappen an, die an die Ärzte weitergegeben werden – auch wegen der Sprachbarriere eine wichtige Hilfe. Von den Flüchtlingen werde die Krankenstation problemlos angenommen und durch die Anwesenheit der Übersetzerin öffneten sich die Patienten auch rasch.

Ehrenamtliche Flüchtlingsbegleiter – ein Projekt der Ehrenamtsagentur und der Diakonie – unterstützen bei Bedarf die Asylbewerber. Ein Ehrenamtlicher organisiert Filmabende, eine Ehrenamtliche will ab Juni Yogakurse für geflüchtete Frauen anbieten. Die Bewohner selbst übernehmen durch gemeinnützige Arbeit Verantwortung: in der Waschküche, beim Küchendienst und der Reinigung des Außengeländes.

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