Sprungmarken
23.02.2016

Perspektiven aufzeigen

Foto: Elisa Winter und Kerstin Kirch arbeiten für das Projekt Jobpilot
Elisa Winter (l.) und Kerstin Kirch gehen im Nachgang zu einem Beratungsgespräch nochmals den Kompetenzbogen eines Asylbewerbers durch, den sie zuvor gemeinsam ausgefüllt haben und der auch an die Agentur für Arbeit weitergeleitet wird.
Duale Ausbildung, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, Mindestlohn – der deutsche Arbeitsmarkt kennt viele Regeln, die den nach Deutschland kommenden Asylbewerbern völlig fremd sind. Das Projekt „Job-Pilot“ des Bürgerservice GmbH (BÜS) hilft ihnen seit Anfang des Jahres, sich in der hiesigen Arbeitswelt zu orientieren. Das Angebot richtet sich an Flüchtlinge, die bereits der Stadt Trier zugewiesen wurden, jedoch noch keine Anerkennung als Asylbewerber und in der Regel auch noch keine Arbeitserlaubnis haben.

Im Fokus des Projekts stehen zwei Bereiche: Die Aufklärung über das deutsche Ausbildungs-, Arbeits-, und Sozialsystem und die individuelle Beratung und Kompetenzanalyse der Flüchtlinge, erläutert BÜS-Geschäftsführerin Monika Berger. Die Mitarbeiterinnen Kerstin Kirch und Elisa Winter erfassen hierzu systematisch die Kompetenzen und Erfahrungen der Asylbewerber, informieren zu Sprachförderung und zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse und stellen Kontakt zur Agentur für Arbeit her. Ziel ist, dass die Neuankömmlinge eine grobe Orientierung darüber erhalten, welche beruflichen Perspektiven sie in Deutschland haben und was sie selbst dazu beitragen können, rasch eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle zu finden, sobald sie eine Arbeitserlaubnis haben.

Das Büro des „Job-Piloten“ liegt im Erdgeschoss der Jägerkaserne, sodass Asylbegehrende vor Ort unkompliziert Kontakt aufnehmen können. Die Beraterinnen bieten jedoch auch in den anderen zentralen Unterkünften im Burgunderviertel und der Geschwister-Scholl-Schule Sprechstunden an und statten sogar Hausbesuche ab. Die meisten Gespräche führen sie dabei auf Englisch, können jedoch auch auf Dolmetscher zurückgreifen.

Viele Flüchtlinge konnten noch keinen Asylantrag stellen, denn auf ihren ersten Anhörungstermin warten sie meist monatelang. Sie haben noch keinen Zugang zu geförderten Sprachkursen und wissen generell nicht, wie es mit ihnen weitergeht. „Das macht die Sache für sie unerträglich“, erklärt Elisa Winter. In dieser Phase der Unsicherheit, so Winter „können wir ihnen eine Zukunftsperspektive aufzeigen und ihnen sagen, wie sie sich in der Zwischenzeit vorbereiten können. Das stärkt ihre Selbstachtung und Selbstwertschätzung.“

Vom ungelernten Fahrer bis zum Zahntechniker haben sie im Projekt Menschen mit unterschiedlichen Bildungsniveaus kennengelernt. Welche beruflichen Unterschiede zwischen den Heimatländern der Flüchtlinge und Deutschland bestehen und mit welchen Schwierigkeiten die Asylbewerber in Deutschland kämpfen, erklärt Kerstin Kirch am Beispiel einer syrischen Familie: Der Vater ist studierter Elektroingenieur und die Mutter in Abendkursen ausgebildete Kinderkrankenschwester, Berufsnachweise haben beide nicht mehr. Ihre jugendliche Tochter möchte wie die Mutter Kinderkrankenschwester werden. Dem Vater konnten sie die Perspektive aufzeigen, seine beruflichen Kompetenzen von Experten prüfen zu lassen, um so eine Anerkennung seiner Fähigkeiten zu erhalten. Der Tochter konnten sie erklären, dass der Beruf der Krankenschwester in Deutschland ein Ausbildungsberuf ist, für den die mittlere Reife Voraussetzung ist und der auch Mädchen offensteht. Mit diesen Informationen kann die Familie ihre Zukunft nun planen.

Finanziert wird das Projekt „Job- Pilot“ zum einen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, die das Land Rheinland-Pfalz bewilligt, und zum andern von der Agentur für Arbeit. Die Stadt unterstützt die Arbeit durch Sachmittel und Expertise. In den Erstaufnahmeeinrichtungen hat das Land bereits vor einiger Zeit ein Projekt begonnen, um berufliche Kompetenzen und Erfahrungen von Flüchtlingen zu erfassen. Sobald sie als Asylbewerber anerkannt sind, werden die Flüchtlinge durch die Jobcenter beraten. Das neue Angebot für Asylsuchende in den Kommunen, deren Verfahren noch nicht abgeschlossen ist, soll diese Beratungslücke schließen.bau

  • Bürgerservice GmbH, Eurener Straße 54 (Jägerkaserne), 54294 Trier, www.bues-trier.de, E-Mail: beschaeftigungspilot@bues-trier.de, Telefon Kerstin Kirch: 0172/6897514, Telefon Elisa Winter: 0173/6287874.

Archiv

Pressemitteilungen nach Zeitraum filternZeige Artikel von


bis